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Gischbl zeichnet „Legendäre Grachies“ und gewährt nebenher interessante Einblicke ins Seelenleben der Köberleins

Wir kennen das inzwischen zu Genüge. Da kündigt eine Band vollmundig ihren Abschied aus der Szene an, absolviert eine teils mehrjährige – natürlich unter diesen Umständen gut besuchte – letzte Tournee, um dann zu verkünden, dass man nun doch weitermachen wolle. Es sei ja nicht so gemeint gewesen. Und Grachmusikoff? Nix! Kein Lebenszeichen seit der Abschiedstour. Seit fast drei Jahren scheinen die Zwillingsbrüder Alex und Georg Köberlein sowie ihr Kumpel und Mitmusiker Hansi Fink spurlos vom Erdboden verschwunden zu sein. Da tut es gut, dass einer an die „beste schwäbische Band der Welt“ erinnert. Gerhard Mauch, unter dem Namen Gischbl ein szenebekannter Rottweiler Zeichner, lässt in seinem Cartoon-Heft LEGENDÄRE GRACHIES vor allem die beiden Aktivposten Alex und Georg Köberlein zu Wort kommen.

 

Gischbl, seit langem ein erklärter Fan von Grachmusikoff, gestaltete im Jahr 1992 auf Wunsch von Alex Köberlein das Cover des Albums "Im Serail der Nackten Wilden". Seine erste Karikatur von dem Sänger und Multi-Instrumentalisten aus Bad Schussenried publizierte er bereits sechs Jahre zuvor. Die Jahre vergingen und die beiden blieben mit Briefwechseln in Kontakt. Bei Gischbl war schon länger der Wunsch da, der von 1978 bis 2017 bestehenden Schwobarock-Band ein "zeichnerisches Denkmal" zu setzen. Nun hat er es mit LEGENDÄRE GRACHIES in die Tat umgesetzt.

 

Die Posaune war immer mit dabei. Grachers-Urgestein Georg Köberlein in Aktion. Bild: Gischbl
Die Posaune war immer mit dabei. Grachers-Urgestein Georg Köberlein in Aktion. Bild: Gischbl

 Neben zahlreichen Farb- und Schwarz-Weiß-Portraits der Grachers lockt das 48seitige Heft im Din A 4-Format mit diversen Auszügen aus den berühmt-berüchtigten Internet-Kommentaren ("Nachrichten aus der oberschwäbischen Browinz") von Alex und Georg Köberlein. Diese Rundbriefe, von den beiden als „Pamphlete“ bezeichnet, lassen tief ins Seelenleben der oberschwäbischen „Glimmer-Twins“ blicken. „Die Köberleins von innen“, umschreibt der Herausgeber die Texte und trifft die Sache ganz gut. Diese haben teilweise wirklich hervorragenden  Unterhaltungswert. So stellte Alex schon vor mehr als 15 Jahren augenzwinkernd fest, dass "der Fettgehalt der Kombo steigt. Hansi nimmt immer mehr die Form einer Orange an, die zur Bierflasche mutiert. Michel wurde beim Rauchfleischschmuggeln in Südfrankreich verhaftet. Georg wird für Alex gehalten. Alex für Meat Loaf und Rico wurde neulich beim Aufräumen mit seiner Basstrommel verwechselt."

 In ihren Internet-Posts haben die Köberleins immer viele Themen aufgegriffen - musikalisch, politisch und philosophisch. Da wird an die ersten rockigen Gehversuche mit der Biberacher Schülerband Soul Inspiration erinnert, ohne die Tübinger Jazzrockband Nill samt Dill zu vergessen, bei der Alex weitere Bühnenerfahrung sammeln konnte. Die Spannbreite reicht von Erlebnissen in den Kindertagen, über das Für und Wider im schwäbischen Dialekt zu singen, bis hin zu Themen wie Alter, Krankheit, Religion, Drogen und Tod. Man erfährt woher der Name Köberlein kommt, liest Persönliches zur Chemie zwischen den Zwillingsbrüdern und wie es in der Band so gelaufen ist. Das Schöne dabei: Auch Grachmusikoff-Insider finden hier noch Neues über ihre Helden.  


LEGENDÄRE GRACHIES kostet 7,30 Euro und ist im gut

sortierten Buchhandel sowie direkt beim Herausgeber

unter der Mailadresse "gischbl13@web.de" erhältlich.  

 

 

Miche Hepp