Konzert-Review


"The Big Easy" im Café Moccafloor

Pink Pedrazzi & Mike Bischof zeigen sich vor begeistertem Publikum fest verwurzelt in der amerikanischen Singer/Songwriter-Tradition

Als "The Big Easy", "die große Unbeschwertheit", wird gemeinhin die Stimmung bezeichnet, die dem kulturellen Schmelztiegel New Orleans dieses ganz besondere Flair gibt. Auch beim Auftritt von PINK PEDRAZZI & MIKE BISCHOF, am 10. Oktober im Pfullendorfer "Café Moccafloor", entwickelte sich eine herrlich entspannte Konzert-Atmosphäre. Die beiden Schweizer nahmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise tief in den Süden der USA.

 

Relaxter Roots-Sound: Pink Pedrazzi (rechts im Bild) und Mike Bischof im "Café Moccafloor".
Relaxter Roots-Sound: Pink Pedrazzi (rechts im Bild) und Mike Bischof im "Café Moccafloor".

 Gleich zu Beginn wurde klar, dieses Duo könnte auch auf einer Bühne in New Orleans locker bestehen. Sänger und Songschreiber PINK PEDRAZZI muss niemandem mehr etwas beweisen. Der Mann mit dem schwarzen Zylinder hat in seiner 40jährigen Laufbahn als Musiker so einiges erlebt, dementsprechend gelassen und abgeklärt war seine Bühnenpräsenz. Der mit reichlich Selbstironie gesegnete "Storyteller" hatte zu jedem Song zwar eine humorvolle kleine Anekdote parat, das Basler Szene-Urgestein blieb dabei aber im Gegensatz zu manchen Singer/Songwriter-Kollegen, denen manch-mal bei der Anmoderation ihrer Lieder die Fantasie durchgeht, angenehm authentisch und bodenständig.   

 

 MIKE BISCHOF entpuppte sich als kongenialer Begleiter an der Leadgitarre. Mit seinem angenehm unaufdringlichen Spiel und nicht zuletzt auch mit der zweiten Gesangsstimme steuerte er unheimlich viel dazu bei, dass ihr Sound bisweilen sogar wie der einer kompletten Band klang. Die Bass-Läufe spielte er, wenn nötig, einfach mal zwischendurch auf der E-Saite seiner Telecaster-Gitarre.  

 

Pink Pedrazzi
Pink Pedrazzi

 Obwohl sich PINK PEDRAZZI gerne mit schönen Gitarren umgibt, wie auch eines seiner Pressefotos zeigt, hatte er nach Pfullendorf lediglich eine Akustikgitarre und eine Ukulele mitgebracht. Auf seiner Setliste standen Songs des Soloalbums "A Calico Collection" sowie etliche Nummern der seit einigen Jahren auf Eis gelegten Band The Moondog Show. Stimmlich am ehesten noch irgendwo zwischen John Hiatt und Elvis Costello verortet, legte sich PINK PEDRAZZIS gefühlvoller Gesang wie ein warmer Teppich über das Auditorium. Ein Trademark, auch für seine Songs. "The Raft", eine eingängige Goodtime-Nummer über die Basler Musikbühne mitten auf dem Rhein, verbreitete an diesem Herbstabend wohlige Sommergefühle. Auch das bluesige "Sweet Marie", ein seiner Mutter gewidmeter Song, kam angenehm sonnig daher. 

 

 Die wunderschöne Ballade "Waltzing" wäre Elvis Costello gut zu Gesicht gestanden, wie auch das leicht reggaelastige "Almost The Moon", ein Song von The Moondog Show. Mit "I'll Be The Real" ging es in die Pause. Der charmante Ohrwurm entpuppte sich mit seinem eingängigen Refrain als ideale Mitsingnummer für das Publikum.


 Tief beeindruckt zeigte sich der Songschreiber von seiner ersten Reise in den Süden der USA. Unter anderem steuerte er die beiden Musikmetropolen New Orleans und Memphis an. Für ihn, so PINK PEDRAZZI, sei das schon einer Pilgerreise gleichgekommen. Zuhause gilt der Gitarrist und Sänger mit dem Zylinder als der ewige Geheimtipp, was er im Song "Guitar Shaped Swimming Pool" auf's Korn nahm. In der Schweizer Szene als "Musician's Musician" hoch geschätzt, klagte er augenzwinkernd, noch habe er es nicht geschafft, sich einen Swimmingpool in Form einer Gitarre in den Garten bauen zu lassen. Lange Jahre musste der Musiker mit irgendwelchen anderen Brotberufen Geld dazu verdienen. Seine zum Teil skurrilen Erlebnisse, beispielsweise als Taxi- und Kurierfahrer, verarbeitete er im Song "Taxi". Little Feat ließen bei dieser knackigen Midtempo-Nummer grüßen.

 

Pink Pedrazzi
Pink Pedrazzi

 Mit "The Weight" von The Band, Marc Cohns "Walking In Memphis" und dem Klassiker "What A Wonderful World" als  Zugabe zauberten PINK PEDRAZZI & MIKE BISCHOF nochmals drei amerikanische Evergreens aus dem Zylinder, denen sie mit ihrem Gesang und interessanten Arrangements eine ureigene Note gaben. Vor allem ihre Version des von Louis Armstrong bekannt gemachten Jazz-Evergreens ging wegen der gefühlvollen Interpretation ordentlich unter die Haut. Chapeau!

 

 Noch ein Wort zu THE MOONDOG SHOW, der Band von PINK PEDRAZZI, die sich seit Anfang des Jahrzehnts in einer bis heute anhaltenden schöpferischen Pause befindet: Wer gerne relaxten Roots-Rock mit Zutaten aus Blues, Folk und Country hört, sollte der in Basel beheimateten Formation unbedingt mal ein Ohr leihen. Die ersten beiden Alben "Far Beyond" (2001) und "Bonne Espérance" (2002) sind beim Allgäuer Americana-Label "Blue Buffalo Records" erschienen, das heute leider nicht mehr existiert. Das dritte Werk "Evergreens" (2004) wurde ebenfalls in Deutschland, beim renommierten Label "Blue Rose Records" veröffentlicht. "Marfa" (2007), das vierte und bislang letzte Album, erschien beim Züricher Label "Faze Records" und kam nur in der Schweiz auf den Markt. Einige der Titel, die PINK PEDRAZZI & MIKE BISCHOF im "Moccafloor" gespielt haben, sind hier in atmosphärischen Band-Versionen zu hören. Alle vier Alben gehen enorm gut ins Ohr und sind daher empfehlenswert.

 

 Natürlich sollte man auch unbedingt mal in "A Calico Collection" reinhören. Das bisher einzige Soloalbum von PINK PEDRAZZI begeistert mit elf sonnigen Ohrwürmern zwischen Rock, Country, Cajun und Reggae, von denen in Pfullendorf einige zu hören waren. Von Deutschland aus kann die CD über www.cede.de bestellt werden. Digital ist ein Download via iTunes oder Amazon möglich.

 

Vielen Dank an André Heygster für die kurzfristige Akkreditierung zum Konzert.

 

                                                                                                                                   

Text + Fotos: Miche Hepp