Lesestoff


Matsch-Memoiren

33 Festivalgänger erinnen sich an die krasseste Party ihres Lebens

(Schwarzkopf & Schwarzkopf 2013) Wegen der Covid 19-Pandemie hagelt es in der Festivalszene gerade reihenweise Absagen. Es kommt ein Sommer ohne Festivals auf uns zu. Zum Vorfreuen auf die Open Air-Saison im kommenden Jahr empfiehlt sich das bereits im Jahr 2013 erschienene Taschenbuch „Matsch-Memoiren“ von Simone Bauer.

 

 Die Münchenerin hat 33 Festivalgänger von ihren Erlebnissen erzählen lassen. Eine Mischung, die stimmt, denn die Herausgeberin lässt sowohl beinharte Hardcore-Fans als auch eher zufällige Festivalbesucher zu Wort kommen. Manche dieser Erinnerungen nehmen skurrile und teils sogar reichlich bizarre Züge an, und das liegt nicht nur am breiten Spektrum, das vom Gothic-Festival bis zum Schürzenjäger Open Air reicht. So liegt der Reiz dieses Buches nicht nur an den oft drastischen Schilderungen des alltäglichen Open Air-Wahnsinns - von der nächtlichen Nerverei diverser Zeltnachbarn bis hin zur üblichen Anmache vor der Bühne bei der Wall Of Death. Auch einige der Protagonisten, die hier zu Wort kommen, entpuppen sich als reichlich schräge Zeitgenossen und tragen so zu den abseitigen Momenten dieses Buches bei. Anna (22) leidet eigentlich bei den Festivals und möchte dennoch Thees Uhlmann von Tomte bei „Rock im Park“ ganz nahe sein. "Matsch Memoiren" führt ganz gut vor Augen, wie weit dabei manche gehen. So reist Susi (23), Bürokauffrau und glühender Fan von Green Day, ihren Idolen durch die ganze Welt nach. Im Jahr 2012 landete sie übrigens auch beim Konstanzer „Rock am See“, wo Billy Joe Armstrong und seine Jungs als Headliner auf ganzer Linie überzeugten und mit einem stimmigen Set abräumten. An die chaotischen Zustände beim legendären „Rennen“ 1988 im norddeutschen Hartenholm, wo sich schätzungsweise 200 000 Menschen auf dem völlig überfüllten Festivalgelände drängten, erinnert sich dagegen Achim (46) mit einer Mischung aus Schaudern und Faszination. Noch weiter zurück in der Festivalgeschichte Deutschlands blickt Dieter (54), der 1977 auf dem Nürnberger Zeppelinfeld mit Acts wie Santana, Chicago, Udo Lindenberg, Rory Gallagher und Thin Lizzy sein ganz eigenes Woodstock erlebte. Bei den „Festival-Quickies“, die statt eines Nachwortes berücksichtigt wurden, kommen noch einmal sechs Festivalgänger zu Wort. Gute Idee! 

 

 

Anmerkung: Das in der Review angegebene Alter der vorgestellen Festivalgänger

                     entspricht etwa dem Veröffentlichungsjahr des Buches. 

 

 

Miche Hepp