Vor fast 50 Jahren wurde die Rockband THE PLASTIC PEOPLE OF THE UNIVERSE in der Prager Musikszene gegründet. Aufgrund ihrer klaren politischen Haltung gegen die Staatsgewalt, mit der die Musiker sogar Haftstrafen in Kauf nahmen, erlangte die nach einem Frank Zappa-Song benannte Formation im damaligen Ostblock schnell Kultstatus. "Freigeister, Individualisten, Underground", konstatierte auch der "Deutschlandfunk" Anfang dieses Jahres in einer Reportage über die Band. Vom kommenden Freitag, 27. Oktober, bis Sonntag, 29. Oktober, gehen die Tschechen erstmals im schwäbischen Hinterland auf Tournee.
THE PLASTIC PEOPLE OF THE UNIVERSE wurde im September 1968 in Prag - rund einen Monat nach der Nierderschlagung des Prager Frühlings -gegründet. Anfangs spielten die fünf Musiker Songs von Jimi Hendrix, The Doors, Velvet Underground, Captain Beefheart und eben Frank Zappa nach. In den Texten der eigenen Songs, die stilistisch stark von diesen Künstlern aus den USA geprägt war, spiegelte sich ein gegenkultureller Ansatz wider, was der Staatsmacht schnell ein Dorn im Auge war. "Es bestand keinerlei Verbindung zum Truppeneinmarsch im August 1968 oder sonst zum Prager Frühling. Wir wollten unabhängig sein, uns selbst ausdrücken. Deshalb hassten sie uns. Wir ignorierten das System, die politischen Verhältnisse generell", unterstreicht Gründungsmitglied Vratislav Brabenec im Interview mit dem Deutschlandfunk.
Wegen ihrer freigeistigen Haltung gerät die Band zunehmend ins Visier des Systems. THE PLASTIC PEOPLE OF THE UNIVERSE werden mit einem Auftrittsverbot belegt. 1976 werden bei einem Rockfestival 27 Musiker und mehr als 100 Festivalbesucher verhaftet. Beim anschließenden Prozess werden zum Teil empfindliche Freiheitsstrafen verhängt, was auch im Ausland für Empörung sorgte. Václav Havel, Theatermacher und später Staatspräsident der Tschechischen Republik, verfasste aufgrund der Ereignisse die legendäre "Charta 77", aus der die tschechische Bürgerrechtsbewegung entstand. Nachdem das Auftrittsverbot aufrechterhalten blieb, veranstaltete Václav Havel in seinem Landhaus zwei heimlich vorbereitete Konzerte, die von der damaligen Staatsmacht als Partisanenaktion gewertet wurden.
1982 folgte eine weitere Zuspitzung. Vratislav Brabenec, Saxophonist der Band, wurde ausgewiesen und emigrierte nach Kanada. 1989, in Zeiten von Glasnost kehrte er nach Prag zurück, um resigniert festzustellen, dass es auch jetzt wieder viele Wendehälse gab, die angeblich im Untergrund kämpften. "Tatsache ist, 99,9 Prozent arbeiteten dem kommunistischen Regime in die Hände. Man kann es nicht oft genug erwähnen", so der Musiker im "Deutschlandfunk". 1998 trat Bassist und Songschreiber Milan Hlavsa im Rahmen eines Staatsbesuchs von Václav Havel gemeinsam mit Lou Reed im Weißen Haus in Washington auf. Dabei unterstrich Letzterer in einem Statement, dass THE PLASTIC PEOPLE OF THE UNIVERSE Velvert Underground-Songs viel besser spielen würden, als Velvet Underground selbst.
Heute wird THE PLASTIC PEOPLE OF THE UNIVERSE in der Heimat zwar als Underground-Legende verehrt, im Ausland ist die Band aus Prag jedoch ein totaler Insidertipp geblieben. Nun bringt sie erstmals ihren jazzigen Psychedelic-Rock auch auf südwestdeutsche Bühnen. Der Wermutstropfen: Leider ist Saxophonist und Klarinettist Vratislav Brabenec bei dieser Tour nicht mit dabei. Als Support-Act reisen ANDREJ POLANSKY & EMÜL LANGMAN mit an, ein Duo aus Prag, das bereits im vergangenen Herbst in Emerkingen und Ravensburg mit gewagt-gelungenen Interpretetionen von Velvet Underground- und Lou Reed-Songs begeisterten. Für EMÜL LANGMAN gibt es an diesen drei Tagen viel zu tun - er ist auch der Drummer von THE PLASTIC PEOPLE OF THE UNIVERSE.
Hier die Tour-Daten:
Fr. 27.10. Emerkingen / Cafe Ohne - Beginn: 21 Uhr
Sa. 28.10. Ulm / Hudson Bar - Beginn: 20.30 Uhr
So. 29.10. Ravensburg Theater-RV - Beginn 19 Uhr
Miche Hepp