Konzert-Tipp


Abschied der Elder Statesmen des britischen Hardrock

Die Londoner Band UFO ist gerade auf "Last Orders Tour" - danach soll zumindest für Frontmann Phil Mogg Schluss sein

Ende der 70er-Jahre war UFO eine der wenigen europäischen Hardrockbands, die mit rasanten Fegern wie „Doctor Doctor“ oder "Lights Out" auch das amerikanische Publikum im Sturm erobern konnten. Jetzt, nach 50 Jahren und Tausenden von Konzerten sind die Briten um Frontmann Phil Mogg allmählich tourmüde und denken ans Aufhören. Wenn es wirklich zeitnah soweit kommen sollte, wird auch mancher gestandene Fan die eine oder andere Träne im Auge verdrücken. Doch noch ist UFO quicklebendig. Im Rahmen ihrer derzeit laufenden "Last Orders Tournee" durch Deutschland geht die Band am 17. Juni im Stuttgarter "LKA Longhorn" und tags zuvor im "Z 7" in Pratteln bei Basel auf die Bühne. Ob es danach noch zu weiteren Auftritten im Südwesten Deutschlands kommt, ist momentan noch unklar.

 

UFO um 1970, als die Band mit ihren boogielastigen Space-Rock-Nummern vor allem in Deutschland und Japan erfolgreich war.
UFO um 1970, als die Band mit ihren boogielastigen Space-Rock-Nummern vor allem in Deutschland und Japan erfolgreich war.

 Das englische Hardrock-Urgestein startete 1969 mit boogie-lastigem Space-Rock, der in überlangen, improvisationslastigen Monster-Nummern wie „Boogie For George“ oder „Star Storm“ aus den Boxen geblasen wurde. In Japan und Deutschland kam der beinharte Sound besonders gut an, und in diesen Ländern brachte die Londoner Band mit ihrer Version des Rock’n Roll-Klassikers „C’mon Everybody“ gleich mal einen passablen Single-Hit in die Charts. 1974, als sich UFO bei uns längst einen Namen als Liveattraktion gemacht hatte, stieß der blutjunge Gitarrist Michael Schenker zur Band. Von den Scorpions - ihrer damaligen deutschen Vorband - kommend, sollte er ursprünglich nur als Aushilfe für ein Konzert Stammgitarrist Bernie Marsden ersetzen. Das klappte jedoch so gut, dass er bei UFO gleich während der ganzen Tour mitspielte und danach als reguläres Bandmitglied rekrutiert wurde.

Mit dem Einstieg des deutschen Ausnahmegitarristen Michael Schenker schlug die Londoner Band auch stilistisch eine neue, kompaktere Richtung ein, was sie in den USA zu einer echten Hardrock-Attraktion machen sollte.
Mit dem Einstieg des deutschen Ausnahmegitarristen Michael Schenker schlug die Londoner Band auch stilistisch eine neue, kompaktere Richtung ein, was sie in den USA zu einer echten Hardrock-Attraktion machen sollte.

Schenkers Einstieg war zugleich eine Zäsur für UFO, denn der ebenso hochtalentierte wie motivierte Youngster drängte mit hochklassigen eigenen Song-Beiträgen wie „Doctor Doctor“ und „Rock Bottom“ hin zu einem eingängigen, ungleich schlankeren Hardrock, erstmals zu hören auf „Phenomenon“, das noch im selben Jahr auf den Markt kam. Mit diesem Album präsentierten sich die Briten deutlich entschlackt vom Sound der frühen Jahre. Die fruchtbare kompositorische Zusammenarbeit von Sänger und Texter Phil Mogg mit Komponist Schenker sollte sich als Segen für die Band herausstellen. Mit einer ganzen Reihe guter Alben voller griffiger Rockhymnen konnte UFO auch auf dem amerikanischen Markt punkten. Longplayer wie "Force It" (1975), "No Heavy Petting" (1976) oder "Lights Out" (1977) gehen auch heute noch verdammt gut ins Ohr. Das 1978 veröffentlichte Doppelalbum „Strangers In The Night“ entpuppte sich als mit Abstand größter Verkaufserfolg. Rückblickend gilt es als eines der besten Livealben des Hardrock-Genres überhaupt. Hohes Tempo, das Gewitter einer Double-Bassdrum, schroffe Gitarrenriffs. Die Band gab den Rockfans erstmals eine Ahnung davon, was Jahre später mit der Metal-Welle folgen sollte. So kommt es nicht von ungefähr, dass UFO von Iron Maiden als größter Einfluss genannt wird. Mit "Strangers In The Night" hatten Mogg, Schenker & Co. ihren Zenith erreicht. Kreativer als auf ihren zwischen 1974 und 1978 veröffentlichten Alben waren sie nie mehr. Aus dieser Zeit stammen auch sämtliche Klassiker ihrer immer noch kompetenten Liveshows.

Der knackige Hardrock von UFO war Ende der 70er-Jahre Inspiration für viele junge Bands, die später in der Blütezeit des 80er-Metals Karriere machten. Hier ein Bandfoto von 1976.
Der knackige Hardrock von UFO war Ende der 70er-Jahre Inspiration für viele junge Bands, die später in der Blütezeit des 80er-Metals Karriere machten. Hier ein Bandfoto von 1976.

 Mit Sänger Phil Mogg und Drummer Andy Parker sind derzeit noch zwei Gründungsmitglieder an Bord des Raumschiffes. Mit dem fast 20 Jahre jüngeren Gitarristen Vinnie Moore, der vorher unter anderem mit Alice Cooper tourte, kam im Jahr 2004 frischer Wind in die Band, zumal von den Altvorderen auch sein Talent als Songschreiber geschätzt wird. Gründungsmitglied Pete Way, wegen diverser Unstimmigkeiten seit Jahren ausgemustert, wird von US-Bassist Rob De Luca ersetzt, der bereits für Marla Glen, Konstantin Wecker und Uli Jon Roth in die Saiten griff. Aktuell muss die Band den überraschenden Tod ihres Keyboarder und Gitarristen Paul Raymond verkraften, der am 13. April 73jährig an einem Herzinfarkt verstorben ist. Bei der aktuellen Tour wird für ihn Gitarrist und Keyboarder Neil Carter auf der Bühne stehen. Er war schon von 1981 bis 1983 bei der Band und hat die Alben "The Wild, The Willing And The Innocent", "Mechanix" und "Making Contact" mit eingespielt. Bevor er damals bei UFO einstieg, spielte Carter bei der Band Wild Horses, später arbeitete er unter anderem mit Gary Moore zusammen.

 Heute pflegt UFO die alten Hits und den Kult, der sie zweifellos immer noch umweht. Neue Impulse kann die Band dem Hardrock zwar nicht mehr vermitteln, aber für gut klingende Alterswerke reichen die damals gesetzten „Trademarks“ auch heute noch aus. So darf sich die Fangemeinde wohl auch bei den anstehenden Abschiedskonzerten am typischen UFO-Sound freuen. Gerade live gibt’s von Phil Mogg und Kollegen immer noch besten Stadion-Hardrock auf die Ohren. Zwar inzwischen ohne Stadion, dafür aber mit all den Krachern aus der Zeit, in der die Band noch in einer ganz anderen Liga spielte.

 

UFO im Jahr 2018 , hier noch mit dem im April überraschend verstorbenen Paul Raymond (zweiter von links). Foto: Martin Huch
UFO im Jahr 2018 , hier noch mit dem im April überraschend verstorbenen Paul Raymond (zweiter von links). Foto: Martin Huch

 Nachdem die Clubs und Hallen im Laufe der vergangenen 30 Jahre wieder kleiner geworden sind, zahlt sich nun aus, dass UFO bis zu den US-Erfolgen hierzulande auf Ochsentour ging und fast jede Kleinstadt rockte. Auch in den Jahrzehnten danach waren die Engländer regelmäßig in Deutschland unterwegs, was auch ein jüngeres Publikum interessierte, welches die Band erst in den späten 80er-Jahren kennenlernte. So können sich Mogg und Kollegen auf eine überschaubare, aber treue Fangemeinde unterschiedlichen Alters verlassen, die bei der Abschiedstour ein letztes Mal Gassenhauer wie „Doctor Doctor“, „Rock Bottom“ und „Lights Out“ abfeiern wird.

 

UFO - "Last Orders Tour 2019"

 

16.6. CH-Pratteln / Z 7

17.6. Stuttgart / LKA Longhorn

        Support bei beiden Gigs: Nine Eyes Nation

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26.7. Breitenbach / Burg Herzberg Festival
27.6. Thalmässing / Pyraser Classic Rock Night  
ausverkauft !!!

31.8. Wacken / Wackem Open Air   ausverkauft !!!

 

 


Text:   Miche Hepp
Fotos: Promo, wenn nicht anders abgegeben

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