Party-Sound abseits des Mainstreams

 Neben Szene-Größen wie SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR, THE TROJANS und EGOTRONIC sind auch diesmal wieder einige heiße Insider-Tipps dabei. Wie jedes Jahr dürfen natürlich die Heimspiele der Local-Heroes BAD SHAKYN und MOSKOVSKAYA nicht fehlen. Neu ist, dass auf zwei Bühnen gerockt wird. Man darf gespannt sein, was sich die Unterwaldhauser dazu haben einfallen lassen.

 Mit SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR wird Deutschlands derzeit bekanntester Liveact in Sachen World-Pop auftreten. In der Bucovina, einem Teil der Ukraine lebt ein Teil der Familie des DJs, Musikers und Produzenten Stefan Hantel aka Shantel. Dieser war von der mal feurigen, mal melancholischen Musik der dortigen Roma schwer beeindruckt. Der Frankfurter mixte deren Melodien mit seinen elektronischen Downbeat-Wurzeln, mediterraner Musik, Balkan-Beatz und orientalischen Klängen, was die Einzelkomponenten in einem ganz neuen Licht erscheinen ließ. 2006 wurde SHANTEL als erster deutscher Künstler mit dem renommierten "BBC World Music Award" ausgezeichnet. Im Jahr darauf veröffentlichte er mit "Disko Partizani" ein vielbeachtetes Album, das diese enorm tanzbare Melange auf den Punkt brachte. In der Türkei setzte es sich direkt auf Platz 1 der Charts fest. Die Veranstalter sind zurecht stolz: Nach Rio de Janeiro, Paris, Amsterdam und Moskau wird SHANTEL mit seinem famosen BUCOVINA CLUB ORKESTAR auch das kleine Unterwaldhausen zum Tanzen bringen.

 Ein weiterer Headliner des diesjährigen Festivals kommt aus Berlin. Dass an Hip Hop, Synthie-Pop und Techno angelehnter Electro-Punk auch live hervorragend funktioniert, hat EGOTRONIC schon bei großen Open Airs wie "Rock am Ring", dem "Southside" oder "Chiemsee Summer" bewiesen. Mit klaren musikalischen Statements gegen Rechts wie "Die Band der Vollidioten", "Raven gegen Deutschland" oder "Hallo Provinz" hat sich die vierköpfige Formation aus der Hauptstadt Ansehen in der Szene erspielt. Man darf sich auf einen mit Szene-Hits gespickten Auftritt freuen.

 Auch für die diesjährige Ausgabe des "Querbeat Festivals" wurde eine Insider-Legende aus Jamaika verpflichtet. Reggae-Sängerin SUSAN CADAGON hatte 1975 mit "Hurt So Good" einen weltweiten Hit, der beispielsweise in den englischen Singlecharts bis auf Platz 4 vorgestoßen ist. Auch ihre Reggae-Version des Elvis Presley-Hits "In The Ghetto" landete im selben Jahr weit oben in den Hitlisten. Ihren Erfolg verdankt sie auch der Zusammenarbeit mit den beiden Reggae-Legenden Lee "Scratch" Perry und Mad Professor, die jeweils ein Album mit ihr produziert haben. Beim "Querbeat Festival" wird SUSAN CADOGAN gemeinsam mit  THE DEBONAIRES auftreten. Die in ihrer Heimat längst etablierte kalifornische Ska- & Reggae-Formation tourt in diesem Frühjahr erstmals durch Europa und steuert gleich mal Unterwaldhausen an.  

 Mit den beiden Bands MAROON TOWN und THE TROJANS sind wieder zwei Urgesteine der britischen Ska-Szene mit dabei. Letztere wurden vor 32 Jahren in London von Gaz Mayall gegründet. Der Sohn der Blueslegende John Mayall scharte experimentierfreudige Musiker um sich, würzte den Ska und Rocksteady-Beat seiner Band mit afrikanischer sowie keltischer Musik und begründete so die stiloffene Ära des "3rd Wave Ska". Heute gehören THE TROJANS zu den Klassikern der englischen Ska-Szene, ihre Fangemeinde erstreckt sich rund um den Globus. MAROON TOWN sind auch schon seit 1988 in den Clubs unterwegs. Die aus Engländern, Jamaikanern und einem Koreaner bestehende Band aus dem Londoner Stadtteil Brixton steht für eine satt groovende Melange aus Ska, Dancehall-Reggae und Hip Hop, bei der wildes Abhotten im Publikum vorprogrammiert ist. In Unterwaldhausen stellt die aus dem Umfeld der Specials kommende Band ihr neues Album "Freedom Call" vor.

 Gemeinsam mit den Kollegen von Wanda und Bilderbuch hat die Punkrock-Band TURBOBIER in den vergangenen zwei Jahren bei uns in Deutschland für eine ebenso unerwartete wie zeitgemäße Renaissance des Wiener Dialektrocks gesorgt. Ihr aktuelles Album "Das Neue Festament" ging direkt auf Platz 1 der österreichischen Albumcharts. Mit "Arbeitslos durch den Tag", ihrer augenzwinkernden Version von Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht" gelang den Jungs aus dem 11. Wiener Gemeindebezirk im Juli 2014 ein veritabler Youtube-Hit.
 
 Den wohl musikalisch härtesten Beitrag steuert COR bei. Die Band von der Insel Rügen reist mit ihrem zehnten Studioalbum "Leitkultur" an, das mit gesellschaftskritischen Texten sowie einem kraftvollen Mix aus Hardcore, Metal und Punk überzeugt. Frontmann Friedemann Hinz und seine drei Bandkollegen beziehen klar Stellung gegen das Establishment und beweisen so nebenbei, wie man auch ohne große Plattenfirma im Rücken sein Ding erfolgreich durchziehen kann.
  
 Mit den australischen Folkpunkern THE RUMJACKS, der Mestizo-Pop-Band EMA YAZURLO aus Argentinien und der amerikanischen Rockabilly-Sängerin SAUDIA YOUNG wurden weitere internationale Acts verpflichtet, deren Livepower schon länger aufhorchen lässt.

 Schön ist, dass beim "Querbeat Festival" auch immer regionale Bands zum Zuge kommen. So gehen neben den fürs Festival unverzichtbaren Lokalhelden BAD SHAKYN und MOSKOVSKAYA in diesem Jahr die Skasters von MONKEY BEACH aus Tannheim bei Memmingen sowie die oberschwäbischen Kick-Ass-Rock'n Roller von JOHNNY ROCKET auf die Bühne.

 KAFFKÖNIG aus Bad Saulgau ist aus der Asche der beiden Bands TOS und The Carriage entstanden. Gitarrist Lui und Drummer Marc gehen bei diesem Projekt nur noch als Duo auf Tour und machen musikalisch ordentlich auf rotzig. Das Debütalbum nennt sich „Das große Kotzen“, wurde im vergangenen Herbst veröffentlicht und vor kurzem auf einer Deutschland-Tour promotet.

 Drei weitere deutsche Bands runden das Line-Up ab. Die JOHNNY REGGAE RUB FOUNDATION aus Köln wird das Publikum mit retrolastigem Ska und Rocksteady-Beat beschallen. VIZEDIKTATOR umschreiben ihre rauen, gitarrenlastigen Songs als "Straßenpop". Die drei Berliner bringen ihr erst im Februar veröffentlichtes Debütalbum "Kinder der Revolution" mit. Außerdem wird die Freiburger Band THE NUTTY BOYS loslegen. Die sieben Breisgauer haben sich mit Haut und Haaren dem Offbeat aus Jamaika verschrieben.