Konzert-Review


"Familientreffen" im Allgäu

Die 70er-Jahre-Rocklegenden Peter Panka's Jane, Epitaph und Fargo machen im "Kaminwerk" einen quicklebendigen Eindruck

Mit PETER PANKA'S JANE, EPITAPH und FARGO standen am Samstag, 26. Oktober, gleich drei legendäre deutsche Bands aus den 1970er-Jahren im Memminger "Kaminwerk" auf der Bühne. Ein absolutes Highlight für in die Jahre gekommene Damen und Herren dürfte man meinen, doch gekommen waren gerade mal knapp 200 Rockfans. Ein derartiges Line-Up hätte vor 40 Jahren wohl annähernd das Zehnfache angezogen. Den anwesenden Besuchern dürfte es egal gewesen sein, denn so konnte man es sich schon eher auf einem der Sofas bequem machen und das eine oder andere Bierchen zischen. Einige der im "Kaminwerk" anwesenden Musiker waren im Lauf der Jahrzehnte sowohl bei JANE als auch bei EPITAPH Bandmitglied. So war es fast schon so eine Art Hannoveraner Familientreffen. Man kennt und schätzt sich in der dortigen Szene, dementsprechend entspannt nahm der Abend seinen Lauf. Was immer gleich zu Beginn der einzelnen Sets auffiel: Alle drei Formationen hatten einen glasklaren, bestens ausgesteuerten Sound.

 

Fargo mit Arndt Schulz (Ex-Harlis), Peter Ladwig und Fargo Peter Knorn. Drei Urgesteine der Hannoveraner Szene, die das "Kaminwerk" mit zeitlos gutem Hardrock beschallten.
Fargo mit Arndt Schulz (Ex-Harlis), Peter Ladwig und Fargo Peter Knorn. Drei Urgesteine der Hannoveraner Szene, die das "Kaminwerk" mit zeitlos gutem Hardrock beschallten.

FARGO übernahm den Job des Openers und spielte überwiegend Songs des aktuellen Albums "Constellation". In lässiger Gangart blies die Band um Bassist und Bandgründer "Fargo Peter" Knorn den treibenden Uptempo-Feger "Step Back", das eingängige "Buzz Buzz" mit geilem Slidegitarren-Solo oder den knackigen Heavy-Ohrwurm "Leave It" aus den Boxen. Von den bekannten alten Nummern tauchte eigentlich nur das hochmelodiöse "I'm A Loser" - bei dem Gitarrist Peter Ladwig an der selten zu hörenden Talk-Box glänzte - auf der Setliste auf. Auf weitere Filetstücke aus alten Zeiten, wie "Frontpage Lover", "Just The Music" oder "Soul Survivor" wartete man zumindest im "Kaminwerk" vergebens. Unverständlich, zumal der damalige Sound bis heute überhaupt keine Patina angesetzt hat.   


 Die meisten Leute denken nach FARGO gefragt zuerst einmal an den Hollywood-Thriller der Coen-Brüder. Dabei ließ die gleichnamige Rockformation um 1980 mit mehreren guten Alben und kompetenten Liveshows deutschlandweit aufhorchen. Wer seinerzeit den Sound von Bad Company oder 38 Special mochte, kam an der Band aus Hannover nicht vorbei. Für mich waren FARGO schon immer die besseren Scorpions, so war es aus meiner Sicht doppelt schade, dass die Band an diesem Abend nicht mehr ihrer alten schönen Nummern spielte.

 

Epitaph in Aktion mit den drei blind aufeinander eingespielten Band-Urgesteinen Cliff Jackson, Bernd Kolbe und Heinz Glass (von links), die mit Unterbrechungen seit Ende der 70er-Jahre  miteinander auftreten.
Epitaph in Aktion mit den drei blind aufeinander eingespielten Band-Urgesteinen Cliff Jackson, Bernd Kolbe und Heinz Glass (von links), die mit Unterbrechungen seit Ende der 70er-Jahre miteinander auftreten.

Die ursprünglich 1969 in Dortmund gegründete Band EPITAPH wurde schon früher des öfteren mit Wishbone Ash verglichen, und auch in Memmingen fühlte man sich wegen des kunstvoll ineinander geflochtenen Gitarrenspiels von Cliff Jackson und Heinz Glass öfters an die britische Twin-Guitar-Legende erinnert. Vor allem von ihrem legendären 1974er-Album "Outside The Law" waren etliche Songs wie etwa "Woman" oder "Big City" zu hören. Im Gegensatz zu Fargo setzten EPITAPH auf ihr altes, bewährtes Songmaterial. So hat die Band "Stop Look And Listen", den Titeltrack des zweiten Albums, für die aktuelle Tour wieder ausgegraben. Sogar in "Windy City" einem Song des neuen Albums "Long Ago Tomorrow" zitierte Cliff Jackson das prägnante Gitarrenlick von "Moving To The Country", einem der ersten Epitaph-Songs überhaupt. Die Fans aus frühen Tagen kamen also voll auf ihre Kosten. EPITAPH überzeugte als immer noch satt rockende Band, in die sich auch der deutlich jüngere und neu eingestiegene Drummer Carsten Steinkämper gut einfügte. Bassist Bernd Kolbe sang die meisten der Songs. 

Peter Panka's Jane holte nach dem Tod von Original-Bassist Charly Maucher auf dieser Tour verschiedene Gastbassisten auf die Bühne. In Memmingen war das Bernd Kolbe von Epitaph.
Peter Panka's Jane holte nach dem Tod von Original-Bassist Charly Maucher auf dieser Tour verschiedene Gastbassisten auf die Bühne. In Memmingen war das Bernd Kolbe von Epitaph.

 Bei PETER PANKA'S JANE, die zum Abschluss auftraten, ist aus den alten Tagen nur noch Gitarrist und Sänger Klaus Walz mit dabei. Den Part von Norbert "Charly" Maucher, der am 28. August seiner Leukäme-Erkrankung erlegen ist, übernahm an diesem Abend Epitaph-Bassist Bernie Kolbe. Mit Gitarrist Niklas Turmann - vormals bei Uli Jon Roth aktiv - hat sich die Band kompetente Verstärkung und vor allem einen ganz starken Sänger geangelt. Seine Stimme gab den epischen Songs der Hannoveraner einen ganz neuen Touch, und Klassiker aus der großen Zeit von JANE waren im "Kaminwerk" einige zu hören, angefangen von "Daytime" bis zu "All My Friends". Dem Durchbruchsalbum "Fire, Water, Earth & Air" wurde sogar eine ganze LP-Seite gewidmet. Mit "Here We Are" als Zugabe endete der gelungene Trip zurück in die 70er- und 80er-Jahre.

 

Epitaphs Gitarrist Cliff Jackson (im Bild vorne) hat auch mit 77 Jahren noch reichlich Spaß auf der Bühne.
Epitaphs Gitarrist Cliff Jackson (im Bild vorne) hat auch mit 77 Jahren noch reichlich Spaß auf der Bühne.

  Ob PETER PANKA'S JANE nach dem Tod von Charly Maucher noch einmal durch den Süden Deutschlands touren, bleibt fraglich, zumal Bandleader Klaus Walz ans Aufhören denkt. Bleibt zu hoffen, dass es nochmals zu einem derartigen Tourpaket kommt. Andere deutsche Bands aus den 70er-Jahren, die immer noch aktiv sind, gäbe es ja. 

 

 Dieser Abend war beste Werbung für gute, handgemachte Rockmusik. Ein geiles Paket mit drei legendären deutschen Bands wurde hier zusammengeschnürt. Nachschlag bitte!!

 

 

 


Text & Fotos: Miche Hepp