Konzert-Review


L.A. Hardrock Deluxe

Little Caesar sorgte im Obermarchtaler „Kreuz“ für einen fulminanten Einstieg ins Herbstprogramm - Erster Saal-Gig nach dem Lockdown

Mann, tat das gut! Endlich wieder geile Rockmucke in echter Clubatmosphäre. Die kalifornische Hardrock-Band

LITTLE CAESAR spielte am 25. September im Obermarchtaler "Kreuz" ihr einziges süddeutsches Konzert. Dabei präsentierte sich die Ende der 80er-Jahre gegründete Formation um einiges  balladesker und mit mehr Rhythm’n’Blues-Anteilen als vor neun Jahren bei ihrem Gig im Tuttlinger Schützenhaus. Der Saal war gut gefüllt, einige der rund 150 Besucher waren sogar aus dem benachbarten Ausland angereist.

 

Willkommen im Club! Little Caesar rockte zum ersten Mal im Obermarchtaler "Kreuz" und überhaupt in Oberschwaben.
Willkommen im Club! Little Caesar rockte zum ersten Mal im Obermarchtaler "Kreuz" und überhaupt in Oberschwaben.

 An den Band-Shirts der Besucher – The Quireboys, Rose Tattoo, Faster Pussycat oder Nitrogods - war gleich zu sehen, was an diesem Abend angesagt war: Klassischer Kick Ass-Hardrock, der die Gitarren-Amps ordentlich qualmen lässt. Auch LITTLE CAESAR sind laut und sie sind gut. Frei nach dem alten Schlachtruf der Band Slade - "We'll Bring The House Down" – preschten die fünf Kalifornier in ein gut 90minütiges Set, das Highlights aus allen Bandperioden bereit hielt. Eins wurde gleich klar, in Sachen Spielfreude ließ die immer noch gut durchtrainierte Altherren-Combo so manche Jungspunde aus der Hardrock-Szene weit hinter sich. Nur wenige Minuten mit den Opener-Songs "Drive It Home" und "Rock’n Roll State Of Mind" genügten, und die Routiniers um Frontmann Ron Young hatten ihr Publikum auf Kurs gebracht. Beide Nummern stammen vom selbstbetitelten Debüt. In der Folge bekam das aus ganz Süddeutschland angereiste Publikum gleich acht der zwölf Tracks dieses Killer-Albums und Filet-Stücks der Band um die Ohren geblasen.  Mit dem knochentrockenen Midtempo-Rocker "Tastes Good To Me" tauchte auch ein ganz alter Song von der heute super-raren Debüt-EP "Name Your Poison" auf der Setliste auf.

 

Loren Molinare, neben Ron Young einziges Gründungsmitglied, das im "Kreuz" am Start war.
Loren Molinare, neben Ron Young einziges Gründungsmitglied, das im "Kreuz" am Start war.

 Durchatmen konnte man bei der groovige Soul-Ballade "I Wish It Would“ von den Temptations, die LITTLE CAESAR für ihren grandioses Debüt gecovert haben. Überhaupt hatten Ron Young und Kollegen an diesem Abend Lust, mit der einen oder anderen Fremdkomposition Party zu machen. Schließlich sei ja Samstagabend, und da sollte man möglichst viel Spaß miteinander haben, so der gutgelaunte Frontmann. Der CCR-Gassenhauer "Proud Mary" wurde ebenso angespielt wie "Happy" von den Rolling Stones, das in der obligatorischen Zugabe "Every Picture Tells A Story" auftauchte. LITTLE CAESAR zelebriert den 70er-Jahre-Song von Rod Stewart ja schon seit Jahrzehnten. Ihre hardrockigen Coverversionen der Merle Haggard-Countrynummer "Mama Tried" und von "Real Rock Drive", im Original von Bill Haley & The Comets, unterstrichen die Unbefangenheit und Kompetenz, mit der sich diese Band diverser Songs anderer Musikgenres annimmt. Eigentlich unverständlich, dass LITTLE CAESAR mit ihrem ebenso mitreißenden wie groovigen Humble Pie-Rolling Stones-Faces-affinen Heavy-Sound auch nach mehr als 30 Jahren noch weitgehend unter dem Radar der Musikwelt unterwegs sind.

Rebel Guns aus Biberach machten mit ihrem Mix aus Southernrock und sleazigem Heavy-Sound schon mal vorab ordentlich Stimmung.
Rebel Guns aus Biberach machten mit ihrem Mix aus Southernrock und sleazigem Heavy-Sound schon mal vorab ordentlich Stimmung.

 Für Gründungsmitglied Tom Morris, dessen Mutter schwer erkrankt war, sprang übrigens Brian Irving als Drummer ein. Er arbeitete bereits mit Chris Spedding und Guns’n’Roses-Gitarrist Gilby Clarke zusammen und spielt zudem mit Little Caesar-Gitarrist Loren Molinare zusammen bei der neuen kalifornischen Vintage-Garage-Rock-Hoffnung SLAMDINISTAS. Hier könnt Ihr reinhören, und mit "Little Troublemaker" noch ein Song, der Appetit auf das hoffentlich bald kommende Debütalbum macht. Mit "Cut Me Some Slack" kursieren bis dato drei Songs dieser coolen Truppe im Netz.

 Der regionale Support-Act REBEL GUNS lieferte ein engagiertes Set ab und erhielt nicht nur von der anwesenden Fangemeinde gut Beifall. Songtitel wie "Long Live Rock’n Roll", "Ballroom Jesus" und "Steam & Steel" machten gleich klar, welchen Kurs die Biberacher Southernrock-Band eingeschlagen hat. Mit harter Gangart und einem Gitarrenbrett reiht sie sich in der Heavy-Fraktion des Genres ein. Molly Hatchet, Blackfoot, Doc Holliday und 38 Special lassen grüßen. 

Fazit: Laut war’s und gut war’s im "Kreuz". Bei der Heimfahrt fiel mir jedenfalls Bob Segers Tourballade "Turn The Page" ein:

“ . . . . . . . . Later in the evening, as you lie awake in bed, with the echoes from the amplifiers ringin' in your head . . . ."

 

 

Text und Fotos: Miche Hepp

 

P.S. Sorry wegen der bescheidenen Qualität der Fotos.

       An diesem Abend kam als Notnagel eine schon

       historisch zu nennende Digitalkamera zum Einsatz.

 

Stylischer Frontmann mit Storyteller-Qualitäten: Ron Young suchte immer den Kontakt zum Publikum. Der Musiker und Schauspieler wird als einer der besten amerlikanischen Hardrock-Shouter gehandelt.
Stylischer Frontmann mit Storyteller-Qualitäten: Ron Young suchte immer den Kontakt zum Publikum. Der Musiker und Schauspieler wird als einer der besten amerlikanischen Hardrock-Shouter gehandelt.

Setliste Little Caesar:


01 Drive It Home

02 Rock’n Roll State Of Mind

03 Wrong SideOf The Tracks

04 Hard Times

05 Same Old Story

06 Ballad Of Johnny

07 Chain Of Fools

08 I Wish It Would Rain

09 Tastes Good To Me

10 Down'n'Dirty

11 In Your Arms

12 Hard Rock Hell

13 Straight Shooter

14 Real Rock Drive

15 Mama Tried
    Zugabe
16 Vegas

17 Every Picture Tells A Story/Happy